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3 essentielle Tipps zum Schreiben englischer Songtexte


Wenn man Musik machen möchte, die nicht nur ein deutsches, sondern auch ein internationales Publikum ansprechen soll, kommt man kaum am Schreiben englischer Songtexte vorbei. Dies kann sich leider oft schwierig gestalten, wenn man kein englischer Muttersprachler ist oder mal eben gerade fünf Jahre Auslandsaufenthalt in den USA hinter sich hat - aber kein Grund zur Sorge. Ich bin zwar auch kein Muttersprachler, schreibe aber regelmäßig viele englische Songtexte auf professioneller Ebene - sowohl für deutsche, als auch für internationale Künstler, die teils selbst englische Muttersprachler sind. Okay, ich studiere englische Literatur und Linguistik im Master, was natürlich ein wenig hilft - allerdings braucht ihr absolut kein Studium, um großartige Songtexte auf Englisch zu schreiben. Hier sind drei Tipps, die ihr sofort umsetzen könnt, um eure englischen Lyrics auf's nächste Level zu bringen:

1. Lernt Redewendungen und Wortverbindungen

Stellt euch vor, ihr arbeitet schon den ganzen Nachmittag ununterbrochen an einem Projekt. Als eure Freunde reinkommen, sehen sie, wie ausgelaugt ihr seid und sagen euch: "Gönnt euch mal 'ne Pause und trinkt 'nen Kaffee!" Die Aussage ist eindeutig - hört auf zu arbeiten und tankt ein bisschen Koffein! Hätten eure Freunde allerdings stattdessen gesagt "übt mal eine Pause aus und fabriziert einen Kaffee!", hättet ihr sie dann immer noch verstanden? Wahrscheinlich schon, aber ihr würdet sie wohl verwundert anschauen - weil es irgendwie "schräg" klingt. Grammatikalisch ist es nicht falsch und der Sinn stimmt auch so ungefähr, aber niemand würde das so sagen.

Wieso ist das so? Im Deutschen sowohl als auch im Englischen gibt es bestimmte Redewendungen und Wortverbindungen, die "festgelegt" sind. Das heißt im Klartext, dass man nur bestimmte Wörter in Kombination mit anderen Wörtern zusammen benutzen kann, ansonsten klingt es für die jeweiligen Muttersprachler eben, wie gesagt, einfach "schräg". Im Englischen heißen diese Verbindungen 'collocations'. Es gibt für das Phänomen keine logische Erklärung, aber das spielt für uns als Songwriter auch keine Rolle. Wichtig ist, dass ihr collocations braucht, um Texte zu schreiben, die nach fließendem und natürlichem Englisch klingen. Schaut euch mal dieses Video von mmmEnglish an, in welchem ihr nützliche collocations mit "to make" lernt:

Wie im Video schön erklärt, tauchen falsche Wortverbindungen oft dann auf, wenn man versucht, eine im Deutschen funktionierende Redewendung eins zu eins ins Englische zu übersetzen, es diese Redewendung aber im Englischen nicht so gibt. Um großartige Lyrics in überhaupt irgendeiner Sprache zu schreiben, ist es extrem wichtig, korrekte collocations zu verwenden - ansonsten wird es für jeden Muttersprachler irgendwie fremd klingen. Ich weiß, dass es gewisse Sachen wie "künstlerische Freiheit" gibt - allerdings solltet ihr erstmal "korrekte" Wortverbindungen und Redewendungen benutzen, bis ihr die Sprache so gut beherrscht, dass ihr genau wisst, was ihr tut, wenn ihr euch an sprachlichen "Freiheiten" bedient. Ich zeige euch am Ende dieses Artikels eine schnelle und nützliche Methode, um richtige collocations zu finden, die zu eurem Song passen.

2. Vergrößert euren Wortschatz

Dieser Tipp geht Hand in Hand mit dem ersten Tipp: Um überzeugende Songtexte zu schreiben, benötigt ihr einen großen Wortschatz, aus dem ihr schöpfen könnt, um das auszudrücken, was ihr ausdrücken wollt. Wenn ihr nur euer Schulenglisch zur Verfügung habt, wird es schwer, ernstzunehmende Texte zu schreiben.

Wie stellt man das am Besten an, ohne durch ein langweiliges Wörterbuch blättern zu müssen? Zum Glück gibt es viele spannendere Methoden, um euer Vokabular auf Vordermann zu bringen: Hört die englischsprachige Musik, die ihr zurzeit gerne hört und schaut euch dabei aufmerksam die Songtexte an. Schaut englische Filme im Originalton und englischen Untertiteln. Sucht Interviews von denjenigen eurer Lieblingsbands, die Englisch als Muttersprache sprechen. Lest Gedichte von einflussreichen englischsprachigen Autoren, wie etwa die von Lewis Carroll, dem Autor von Alice im Wunderland. Unterhaltet euch mit englischen Muttersprachlern, die ihr vielleicht kennt. Es gibt sogar Newsletter, die euch regelmäßig interessante und seltene Wörter per Email schicken, wie etwa "Word of the Day" von Merriam-Webster. Ihr könnt auch Synonyme von Wörtern nachschauen, die ihr bereits kennt - das geht zum Beispiel auf thesaurus.com.

Unabhängig davon, welche der Methoden ihr wählt, ist eine Sache enorm wichtig: Schaut jedes unbekannte Wort, das euch gefällt, in einem Wörterbuch nach und notiert sie euch in einer Liste. Auf diese Liste könnt ihr dann zurückgreifen, wenn ihr das nächste Mal einen neuen Song schreibt. Aber Vorsicht: Stellt sicher, dass ihr genau wisst, was eure neu gelernten Wörter bedeuten und in welchem Zusammenhang man sie benutzt. Es gibt zwei Fettnäpfchen, die ihr unbedingt vermeiden müsst:

1. Oft funktionieren Wörter, die im Deutschen in mehreren Zusammenhängen funktionieren, nicht in eins zu eins denselben Zusammenhängen im Englischen.

2. Wenn ihr die Übersetzung eines deutschen Wortes nachschaut, werden euch in 99% der Fälle verschiedene englische Übersetzungen angezeigt. Geht sicher, dass ihr genau das richtige Wort wählt, das auch in euren Kontext passt.

Wenn ihr euch unsicher seid, schaut die Wörter in einem Online-Wörterbuch nach und lest die Definitionen und Beispielsätze genau.

3. Benutzt Reim-Wörterbücher

Reime sind und werden für immer ein wichtiger Teil beim Texten von Songs sein. Ohne Reime werdet ihr nur schwer einen Ohrwurmfaktor in eure Lyrics und Gesangsmelodien einbauen können. Glücklicherweise gibt es sogenannte Reim-Wörterbücher, die euch dabei helfen. Ihre Funktionsweise ist sehr praktisch - tippt einfach das Wort ein, wofür ihr einen Reim sucht und sie spucken euch eine Liste von Wörtern aus, die passen würden. Es gibt sie sowohl als Apps für euer Handy, als auch online als Website. Meine Favoriten sind WikiRhymer und Rhymezone, die ich für jeden Song verwende, den ich schreibe. Beide haben nützliche Funktionen, die euch kurz vorstellen werde:

Oben seht ihr einen Auszug aus den Ergebnissen, die Rhymezone für das Wort stay" ausgibt. Wie ihr seht, sind sie nach Anzahl der Silben unterteilt. Die Wörter, die fett gedruckt sind, sind am Nützlichsten; die anderen könnt ihr ignorieren, da diese oft sinnfrei sind. Das Wörterbuch hat noch mehr Funktionen, die euch beim Songwriting sehr helfen könnten, wie etwa die 'descriptive words'-Funktion:

Diese Funktion zeigt euch Wörter, die oft in Kombination mit dem Wort benutzt werden, nach dem ihr gesucht habt. Wenn ihr diesen Post aufmerksam gelesen habt, sollte euch das bekannt vorkommen - richtig, das sind collocations! Die untere Hälfte zeigt euch Adjektive, die ihr vor euer Wort setzen könnt, was besonders nützlich ist, wenn ihr bereits wisst, mit welchen Wort ihr eure Zeile beenden wollt und Ideen für Wörter davor braucht. Wenn ihr noch nicht wisst, mit welchem Wort ihr eure Zeile beenden wollt, hilft euch Wikirhymer:

Diese Suchmaschine gibt euch eine Liste von Phrasen und collocations aus, die mit sich mit dem Wort reimen, wonach ihr gesucht habt - in diesem Screenshot habe ich wieder nach "stay" gesucht. Zwar enden von den Ergebnissen viele mit dem gleichen Wort, allerdings sind die Bedeutungen sehr unterschiedlich.

Egal, welche Suchmaschine ihr benutzt - ihr werdet während eurer Suche viele neue Ausdrücke kennenlernen. Denkt jedoch dran, alle Wörter und Redewendungen in einem normalen Online-Wörterbuch nachzuschauen, wenn ihr euch nicht absolut sicher seid, was sie bedeuten.

Wie ihr seht, gibt es eine Menge Sachen, die ihr direkt umsetzen könnt, um eure englischen Songtexte auf's nächste Level zu bringen und mit überzeugenden neuen Phrasen zu füllen. Eine Sache muss ich allerdings noch loswerden - ich weiß, dass es viele erfolgreiche Songs gibt, die ziemlich einfach gestrickte Songtexte zu haben scheinen. Trotz dessen werden diese von erfahrenen, professionellen Songwritern verfasst, die diese Einfachheit bewusst und gezielt einsetzen - auch für diese Songtexte braucht man ein sehr solides Sprachniveau. Hier bringe ich gerne das Beispiel eines Malers an, der eine große, hochwertige Farbpalette hat, aus der er seine Farben schöpfen kann, anstatt einer Schulpalette aus dem 1-Euro-Laden. Egal, wie einfach das Kunstwerk letztendlich aussehen mag - man wird immer den Unterschied zwischen einer bewussten und einer notgedrungenen Komposition sehen.

Also: Wenn euch das ganze wichtig ist, dann probiert diese Tipps aus und bringt eure Texte auf Vordermann! Frohes Schreiben!

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